Tag 2 - 16.09.2023
Guten Morgen Island!
Nach einem schönen aber anstrengenden Anreisetag tat der Schlaf sehr gut. Ausgeruht aber nicht ausgeschlafen öffneten sich meine Augen etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang. Das erste gemeinsame fotografische Ziel stand auf der Tagesagenda: Die Regenbogen-Straße mit der imposanten Hallgrimskirkja im Hintergrund.
Beim Blick aus dem Fenster regnete es in Strömen und das sollte auch unser Wetter für den gesamten Tag sein. Das Wetter war für eine Insel im Nordatlantik beeindruckend stabil. Stabil schlecht. Doch das sollte uns nicht davon abhalten, zu fotografieren. Schnell waren die Foto- und Regensachen gepackt und es ging auf den etwa fünfminütigen Fußweg eilig zum Motiv. Die Blaue Stunde dauert schließlich nicht ewig. Dort angekommen stellte ich fest, dass mein Stativgewinde festgeklemmt ist und ich meine Kamera nicht befestigen konnte. Schön blöd in der regnerisch-trüben Dunkelheit. Aber dafür gibt es ja hohe ISO-Werte. Nicht die beste Lösung, aber was will man in der Situation schon machen?! Zum Glück ist mir Freihand doch ein ganz brauchbares Ergebnis gelungen.
Lange haben wir uns dort nicht aufgehalten. Zu stark war der Regen und zu schnell füllte sich die Straße im morgendlichen Trubel. Zunächst ging es in die Unterkunft zurück für das Frühstück, bevor es nach dem Frühstück wieder auf die Regenbogenstraße ging, um einige Dinge zu kaufen. Während ich mir eine Flasche Wasser gönnte und mich als einfacher Tourist schlecht fühlte, so wenig zum isländischen Konsum beigetragen zu haben, war der Rest der Gruppe damit beschäftigt, den Postkartenständer zu erobern und sämtliche Briefmarkenvorräte des Ladens aufzukaufen. Zeitdruck hatten wir keinen. Erst um 10:00 Uhr mussten wir unsere Unterkunft verlassen.
Apropos Unterkunft: Die Unterkunft war sehr gut gewählt. In dem Appartement von Arni mitten im Zentrum von Reykjavik lies sich sehr gut eine Nacht verbringen. Die Betten waren sehr bequem und die Einrichtung hochwertig. Klare Empfehlung!
Um circa 09:30 Uhr ging es dann los. Das Gepäck war in unserem SUV verstaut, es wurde wieder kuschelig eng im Auto. Nach einem kurzen Tankstopp verließen wir Reykjavik und steuerten auf dem langen Weg zu unserer nächsten Unterkunft unser erstes Ziel, den Pórufoss, an.
Ich denke, das kurze Video sagt mehr als viele Worte. Runter gegangen zum beeindruckenden Wasserfall sind wir dann nicht mehr. Zu prasselnd der Regen, zu stark der Wind. Stattdessen ging es schnellen Schrittes wieder zurück ins warme Auto.
Das nächste Ziel war der Öxarárfoss im Nationalpark Thingvellir. Ich sag mal so, in jedem Urlaub gibt es ein Ziel, wo man hinterher sagt: "Das hätt' jetzt nicht sein müssen". Der Öxarárfoss war zweifelsohne so eines. Sicher, der Wasserfall war ganz reizvoll und auch der Nationalpark mag geologisch wie kulturhistorisch bei besserem Wetter sehr interessant sein. Aber so richtig gepackt hat mich der kurze Eindruck nicht. Durch die Nähe zu Reykjavik einfach zu voll und alles zu touristisch ausgebaut für meinen Geschmack. Die für Island typischen hohen Parkgebühren rundeten das eher bescheidene Gesamtbild ab. Immerhin gab es noch ostdeutsche Qualitätsware auf dem Parkplatz zu sehen.
Das erste echte Highlight des Tages erwartete uns nach 45 minütiger Fahrt am Brúarfoss. Er gilt aufgrund der intensiven Färbung des Wassers als bläulichster Wasserfall Islands. Auch seine eigenwillige Form mit den vielen zusammenströmenden kleinen Wasseradern zu einem Hauptfluss empfand ich als sehr beeindruckend.
Erreichbar ist der Wasserfall über eine etwa zwei Kilometer lange Schotterstraße. Nach sehr kurzer Wanderung erreicht man eine Brücke, die über den Fluss mit Blick zum Wasserfall führt. Einige besonders Wagemutige stiegen entlang der Felsen hinunter zum Fluss. Uns war die Rutschgefahr aufgrund des nassen Wetters aber zu groß. So blieb es bei Brückenperspektiven.
Und von der Brücke aus war ich sogar recht flexibel in der Wahl des Motivs. Neben den eher klassischen großformatigen Aufnahmen des Wasserfalls waren auch...
...Detailaufnahmen des türkisblauen Wassers sowie der herbstlichen Zwergstrauchvegetation problemlos möglich. Auch wenn der strömende Regen gründliche Bildkompositionen verhinderte, war ich erstmals im Urlaub mit meinen Ergebnissen vollends zufrieden.
Durchnässt aber glücklich ging es zurück ins Auto. Dort warteten ein paar Brötchen und Stullen auf unsere hungrigen Mäuler, bevor es auf die einstündige Fahrt zum nächsten Ziel ging, dem Gjáin und Gjarfoss. Anfangs noch auf Asphaltstraßen, wurde die Straßenqualität mit jedem Kilometer zum nächsten Stopp immer schlechter. Allrad und geländegängiges Auto waren auf den engen Holperpisten absolute Pflicht. Zum Glück war unser Kia Sorento dafür ausgelegt, sodass wir unser Ziel problemlos erreichen konnten. Wir hätten sonst echt was verpasst.
Denn alleine schon die Anreise war ein Erlebnis. Gefühlte Ewigkeiten ging es durch unwirkliche menschenleere Landschaften mit unfassbarer Weite. Für meine Augen, die das überbevölkerte und zersiedelte Deutschland gewöhnt waren, einfach eine krasse Erfahrung.
Inmitten dieser kargen Landschaften tat sich schließlich in einem Talkessel eine Oase namens Gjáin auf. Der Gjáin unterschied sich von der umgebenden Landschaft vor allem durch die Vegetation. Während auf den Hochebenen Moose, Flechten und Gräser dominieren, ist der Talkessel üppig mit Kräutern, Sträuchern und Zwergbirken bewachsen. Viele kleinere Wasserfälle, die in den Talkessel flossen, gaben dem Gebiet einen besonderen Charme und verstärkten den Eindruck einer kleinen Oase.
Nach einem etwa einstündigem Aufenthalt, bei dem einzig Marie todesmutig den Weg zum hinteren Gjarfoss über rutschige Steine gesucht hat, ging es bald schon zurück zum Auto.
Insgesamt ist der Gjáin und Gjarfoss ein sehr faszinierendes und fast schon geheimnisvoll anmutendes Gebiet, in dem man sich in vielen Details verlieren und faszinierende Blickwinkel entdecken kann. Klare Empfehlung, trotz holpriger Anreise!
Eine Konstante blieb an diesem Tag der Regen, der sich pünktlich immer dann verstärkte, wenn wir mit unserer Fotoausrüstung das Auto verließen und sich ebenso pünktlich abschwächte, wenn wir es wieder betraten. Das Timing war schon irgendwie lustig. Reichlich nass saßen wir also wieder in unserem gemütlichen Auto und es ging zum nächsten Ziel, dem Háifoss.
In der Hoffnung auf bessere Straßen wurde der Motor gestartet und es ging auf den langen Weg zum Háifoss. Besser wurden die Straßen nicht, wie wir schnell feststellen mussten. Immerhin wurden bei uns allen aber die Faszien mal ordentlich gelockert und der eine oder andere Wirbel wieder eingerenkt. Nach einer 45-minütigen Fahrt dann immerhin so etwas ähnliches wie Zivilisation. Das gute Gefühl nicht ganz alleine in dieser weiten Landschaft zu sein, beschlich uns.
Angekommen auf dem Parkplatz am Háifoss war dann zunächst recht wenig zu sehen, außer ein paar verstreuten Autos in der kargen Landschaft, jede Menge Wind und noch mehr Regen.
Nach dreiminütiger Wanderung eröffnete sich unseren Augen jedoch eine Szenerie, die nicht von diesem Planeten schien. Über eine Strecke von 500 Metern stürzten mehrere große und kleine Wasserfälle in eine tiefe Schlucht. Darüber thronte die weitläufige Berglandschaft Islands. Ich denke, ich spreche auch für die anderen, wenn ich sage, dass wir in diesem Moment einfach mal sprachlos von dem gewaltigen Landschaftserleben waren.
Jede Menge Blickwinkel eröffneten sich uns.
Mit diesem fetten Highlight war dann unser Tag fotografisch auch zu Ende. Im Auto folgten noch kurze Diskussionen, ob wir noch einen unbekannten Wasserfall ansteuern sollten, um ein neues Highlight-Ziel durch eigene gute Fotos zu begründen. Angesichts der Zufriedenheit und Müdigkeit im Auto, ließen wir dem Wasserfall dann aber seine Unbekanntheit und zogen von dannen.
Nach einer langen Rückfahrt auf Holperstraßen hatten wir noch vor dem Sonnenuntergang Asphalt unter den Reifen. Wir erreichten schon bald die Ringstraße, auf der wir bei Dunkelheit und Regen weit nach Osten fuhren. So weit, bis wir endlich in unseren warmen Betten der neuen Hauptunterkunft lagen.
Bis demnächst!
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