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AutorenbildChristian Noah

Fünf Freunde auf der Insel aus Feuer und Eis


Tag 3 - 18.08.2024


Guten Morgen Island!


es war wohl ein schöner Sonnenaufgang am heutigen Morgen, doch die Müdigkeit nach einem ereignisreichen vergangenen Tag wirkte wie eine schwere Bleischürze und hielt uns fest im Bett. Unbestritten tat der lange Schlaf aber sehr gut, um möglichst ausgeruht in den dritten Tag starten zu können

Beim Frühstück mit den üblich geschmackvollen Zutaten und gut gelaunten Menschen wurde der grobe Tagesplan besprochen. Schnell war klar: Für uns ging es heute in nördliche Richtungen zu unserem großen Ziel, dem Hochland-Geothermalgebiet Kerlingarfjöll.

Einer schnellen Dusche im duftenden Schwefelwasser folgte die Wahl der Tageskleidung. Sehr kalt sollte es im Hochland werden. So fiel die Wahl auf Unterhose, Thermohose, Mütze und dicke Jacke. Also das volle Besteck an Wintersachen.


Mit der Fotoausrüstung und jeder Menge Wintersachen im Gepäck starteten wir unseren Kia Sorento und setzten uns in Bewegung.

Wir fuhren die 35 in nordöstliche Richtung und passierten dabei mit dem Geysir Strokkur die erste Touristenattraktion. Aber anhalten war hier noch nicht angesagt. Für uns sollte es weiter gehen zur nächsten Touristenattraktion, dem Gullfoss.


Vom Wanderweg aus hat man einen guten Überblick über die zwei markanten Kaskaden des Gullfoss.


Der Gullfoss ist einer der bekanntesten Wasserfälle Islands. Über zwei Kaskaden stürzt das Wasser des Gletscherflusses Hvítá in eine bis zu 70 Meter tiefe Schlucht. Dass die unterschiedlich hohen Kaskaden fast in einem rechten Winkel übereinanderstehen, macht das Gebiet im Zusammenspiel mit der engen Schlucht recht verwinkelt und spannend zu erleben.

Aber so schön der Gullfoss auch ist, so zahlreich wird er auch von Touristen frequentiert. Durch seine gute Erreichbarkeit und die recht große Nähe zur Hauptstadtregion Reykjavik ist er ein traditionelles Ziel zahlreicher Touristengruppen. Entsprechend ausgebaut ist auch die Infrastruktur. Ein riesiger und - Achtung Überraschung - kostenloser Parkplatz sowie ein Besucherzentrum mit Gastronomie und Shopping-Möglichkeiten erwarten die Besucher. Wenn man die eine oder andere teure Touristenfalle geschickt umgeht, steht einem entspannten Einkaufserlebnis nichts mehr im Wege. Bei mir blieb es allerdings nur bei einigen Postkarten, denn schließlich sind wir ja nicht zum Bummeln auf Island, sondern vor allem zum Fotografieren. Deswegen schnell zurück auf den Wanderweg hinein in die rauschende Wasserfallschlucht!



Ihr seht es! Man kann den Gullfoss auch komplett ohne Menschen abbilden. Kein Photoshop, sondern lediglich eine Frage des Bildausschnittes. Aber mehr als die Menschen störte mich ohnehin die allgegenwärtige Gischt. Ich war stets mehr am Wischen als am Fotografieren. Trotzdem war und bin ich mit den Resultaten in Summe durchaus zufrieden.

Zum Gullfoss kann ich euch nur noch einen Tipp geben. Wenn ihr den Gullfoss besucht, macht es am besten vormittags. Nachmittags ist es dort unvorstellbar voll, wie wir auf der späteren Rückfahrt erleben konnten.


Für uns ging es nun zurück zum Auto, um zu unserem nächsten Ziel weiterzufahren. Wir bogen vom Parkplatz auf die Straße und schlagartig waren wir so ziemlich alleine. Ins Hochland können und wollen aufgrund der mitunter unberechenbaren Straßen- und Wetterverhältnisse nicht viele. Die weiten Landschaften des Hochlandes und die schlagartig eintretende Einsamkeit auf der Straße macht aber auch einfach einen gewissen Reiz dieser Insel aus.


Anfangs war die Straße Nr. 35 noch asphaltiert, ging jedoch bald in die übliche Schotterpiste mit Schlaglochbeilage über. Die kommende Fahrstunde kann ich recht schnell abhaken. Wir fuhren mit unserem Sorento in menschenleeren Landschaften in steter Steigung mal mehr und mal weniger schnell immer Richtung Nordosten. Hin und wieder überholten wir ein Auto oder wurden überholt. Im Auto herrschte meist gedankenverlorene Stille.

Links und rechts zeigten sich uns die ersten schneebedeckten Berge, sofern sie nicht von den tiefhängenen Wolken verborgen blieben.



Schließlich bogen wir auf die F347 ein, die uns immer weiter hinein ins Hochland hin zu unserem Hauptziel, den dampfenden Bergen vom Kerlingarfjöll, bringen sollte.

Die Straßenverhältnisse wurden nun deutlich schwieriger. Die Steigung verstärkte sich, der Schotter wurde deutlich grober und die Temperatur sank immer weiter, bis schließlich die ersten Nassen Flocken auf die Autoscheibe klatschten. Dazu rüttelte ein kräftiger Wind fortlaufend am Auto.

Auf dem Weg in die dampfenden Berge lag mit dem Gýgjarfoss noch ein kleiner Wasserfall, den wir aufgrund des Wetters und der Vorfreude auf das Hauptziel erstmal links liegen ließen. Wir fuhren also weiter und erreichten bald die sogenannte Kerlingarfjöll Highland Base. Eine (überteuerte) Hotel- und Campinganlage im Nirgendwo. Wir wollten aber nicht schlafen, sondern nur kurz auf die Touristentoilette am Parkplatz. Der Zustand der Toiletten führte uns aber einmal mehr schlagartig vor Augen, dass jedes Tier reinlicher ist, als so mancher Mensch. Nun denn, weiter ging's!


Der Schneefall intensivierte sich weiter und mit jedem Meter bergauf begann sich die Landschaft weißer zu färben und die Straße schlechter zu werden. Im Auto musste ich daher schonmal die Zusatzfunktion für schwierige Straßenverhältnisse einschalten, damit sich unser Auto hochwühlen konnte. Aber wir haben es insgesamt problemlos geschafft und erreichten den Parkplatz.

Doch das Aussteigen war nur noch schwerlich möglich. Heftige Sturmböen donnerten gegen die Autotüren. Der Sturm machte das Stehen und geschweige denn das Gehen sehr schwer. Die nassen Schneeflocken donnerten wie tausende kleine Nadeln ins Gesicht. Die Sicht war im Moment des Ankommens auch maximal begrenzt.


Kaum Sicht, sehr stürmisch und kalt. Gibt schon besseres Fotowetter im Sommer!


Trotz der extremen Wetterverhältnisse begaben Flo und ich uns ein wenig ins Gebiet hinein und spekulierten auf eine Wetterbesserung, die dann tatsächlich auch eintrat. Der Schauer zog ab, der Wind ließ minimal nach und die Sicht wurde besser. Sogar die Sonne kam zwischenzeitlich raus. So gingen wir eine steile Treppe hinunter, um in etwas windgeschützteres Terrain zu gelangen. An einem windabseitigen Bergrücken schlugen wir unser Zwischenlager auf und genossen zunächst einmal voller Demut vor der beeindruckenden Kulisse den Ausblick.

Der Blick in das Gebiet des Kerlingarfjöll war einfach atemberaubend. Farbintensive, dampfende Berge und schneebedeckte Gipfel. Einfach toll!



Für mehr hat es an diesem Tage allerdings nicht gereicht. Eigentlich wollten wir in dem Gebiet noch eine richtige Wandertour unternehmen, da die Wege jedoch über steile Berggrate führen, war uns das angesichts der heftigen Sturmböen und der nassen bis vereisten Wegverhältnisse zu unsicher. Schade drum, da das Gebiet vor allem von seinen verschiedenen Perspektiven lebt, aber das Wetter ist und bleibt eben unberechenbar.

Dennoch bleiben viele schöne Eindrücke von unserem eisigen Ausflug dorthin!

Durchgefroren machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Auto. Ich hatte meine Handschuhe in Deutschland vergessen und spürte meine Finger überhaupt nicht mehr, so sehr waren sie der Kälte ausgesetzt.


Wir ließen die unwirkliche des Kerlingarfjöll Kilometer um Kilometer hinter uns. Das Wetter besserte sich. Als wir am Gýgjarfoss hielten, war es sogar für Hochlandverhältnisse richtig schön.

Mit meinem Teleobjektiv blickte ich fasziniert, jedoch wenig sehnsüchtig in die eisige Welt des Kerlingarfjöll zurück.



Der Wasserfall an sich war aber auch sehr schön anzuschauen. Während Marie bereits ihr Glück in der Luft suchte und (noch) fand, blieb ich zunächst mit meiner Kamera am Boden.

Als der Wind kurzzeitig etwas nachlies, wurde aber auch ich mutiger und startete meine Drohne. Das sollte sich jedoch als sehr riskante Fehleinschätzung erweisen. Sofort nach Start trieb der Wind meine Drohne Richtung Wasserfall. Mit viel Geduld, hohem Puls und einiges an Glück konnte ich sie wieder sicher landen.



Nach diesem Schreck war ich froh wieder mit meiner heilen Drohne im Auto zu sitzen und wir nun den Heimweg antraten. Meine müden Augen sahen die weiten Landschaften des Hochlandes nur noch vorbeiziehen und ich freute mich auf die gemütliche Couch. Und die sollten wir heute auch früh erreichen, weil wir im Kerlingarfjöll wetterbedingt wesentlich weniger Zeit verbracht haben, als geplant.

Auf dem Rückweg auf der Straße Nr. 35


Nach anderthalb Stunden Fahrt erreichten wir unsere Unterkunft und haben erstmal ein bisschen entspannt und gespeist. Das Wetter besserte sich zum Abend hin zusehends und schnell war der Entschluss gefasst, noch einmal loszufahren.

Wir haben uns für den Brúarfoss entschieden. Aufmerksame Leser des letztjährigen Blogs werden noch wissen, dass wir dort schon einmal waren. Aber "Der Blaue" ist einfach zu schön. Man könnte dort jeden Tag hinfahren und würde immer wieder neue Details entdecken.

Tagsüber ist dort ziemlich viel los, abends schon weniger. So hatten wir genügend Platz und Raum, um uns in jeglicher Hinsicht fotografisch auszutoben. Apropos austoben: So manch eine Drohne gefiel der Wasserfall so gut, dass sie auf ganz nahe Tuchfühlung gehen wollte. Sagen wir mal so, gute Reise letzte Reise, liebe Drohne!


Ich kann euch aber mit einiger Erleichterung sagen, dass meine Drohne nicht die todesmutige Badenixe war. Trotzdem bin ich nach einigen vorsichtigen Flügen am Boden geblieben und habe mich wieder der Detailfotografie gewidmet. Den Brúarfoss zeichnen aus meiner Sicht nämlich drei Dinge aus. Das tiefblaue Wasser, das dunkle Vulkangestein und die grüne Ufervegetation. Diese drei Dinge bieten im Zusammenspiel sehr spannende fotografische Möglichkeiten.


Also habe ich mir am Ufer einen ruhigen Platz gesucht, mich mit meiner Kamera hingesetzt und einfach mal verschiedene Motive und Perspektiven ausprobiert.



Mit reichlich Fotos im Gepäck ging es wieder zurück zum Auto und sogleich nach Hause. Dort wartete der prall gefüllte Hot Tub auf uns und wir ließen bei lockeren Gesprächen den Tag ausklingen. Wobei, so ganz zu Ende war der Tag noch nicht, schließlich zeigte eine App ganz solide Polarlichtwerte an. Ein Fall für unsere Polarlichtwache. Einer/eine musste immer wach sein, dann klappte es eventuell auch mit einer Sichtung, die dann zu weiteren panischen Kurzschlussreaktionen führen würde.

Und dann zeigten sie sich auch. Wie abgesprochen weckte ich alle. Doch bevor wir uns ins Auto setzten, um zum Gullfoss zu fahren, beschlossen wir erstmal abzuwarten und zu beobachten. Das sollte sich auch als richtig erweisen, denn bis auf diesen kurzen Moment zeigten sie sich nicht wieder und auch die Bewölkung nahm wieder zu.


Jetzt stand einem erholsamen Schlaf nichts mehr im Wege.



Bis demnächst!















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