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AutorenbildChristian Noah

Fünf Freunde auf der Insel aus Feuer und Eis


Tag 4 - 19.08.2024


Guten Morgen Island!


nach der unruhigen Nacht mit den immer schwelenden Hoffnungen, kräftige Polarlichter zu sehen, war an frühes Aufstehen nicht zu denken. Wir nahmen uns die Zeit, den Tag entspannt zu starten. Ein ausgiebiges Frühstück, lange Gespräche und langsames Packen unserer Sachen. Bei der morgendlichen Tagesplanungen haben wir uns dafür entschieden, die F210 zu fahren. Eine der landschaftlich spektakulärsten, aber auch fahrerisch anspruchsvollsten F-Roads erwartete uns. Noch während Claudia unser Tagesziel verkündete, müssen Marcels Augen bereits über sein Iphone zur F210-Recherche geglitten sein. Jedenfalls kommentierte Marcel ziemlich ausgiebig, wiederholt und sehr skeptisch die Wahl unseres Tagesziels. Zurecht, wie sich später herausstellen sollte.


Aber nun denn, wir starteten erstmal das Auto und fuhren los. Unsere Island-Playlist spielte vor sich hin und wir näherten uns immer mehr der Ringstraße. Auf dieser Straße fuhren wir erstmal bis kurz hinter der Ortschaft Hella, die für uns im Tagesverlauf noch eine größere Bedeutung bekommen sollte und bogen schließlich auf die 264. Von dort aus waren es noch etwa 10 Minuten Fahrtstrecke bis zur F210. Überdeutlich bekundete ein Warnschild vom nun beginnenden Wechsel der Straßen.


Die ersten 50 Meter war die F210 noch gut zu fahren, doch dann wurde die Straße größtenteils einspurig, sehr huckelig und vor allem steinig. Immer wieder lagen große Brocken auf der Straße, die weggeräumt werden mussten. Flo erklärte sich dazu bereit und mir schien, er genoss es auch, seine Kraft zu zeigen. Denn er räumte die Steinbrocken nicht nur zur Seite, sondern wuchtete sie mit kräftigen Würfen weit ins Gelände.

Bei Olympia sah es nicht besser aus.


So manch einen Stein übersahen wir dennoch und verliehen so dem Unterboden mehr Charakter. Auf diesen unangenehmen Straßenverhältnissen fuhren wir erstmal eine dreiviertel Stunde, bevor es phasenweise etwas besser wurde. Insgesamt blieb die Strecke aber sehr ruckelig und wirklich unangenehm zu fahren. Für eine entspanntere Fahrt auf der F210 braucht es wirklich ein Fahrzeug der Klasse Defender, Land Cruiser oder größer.

Eine kurze Passage der F210, die sich etwas besser fahren ließ


Mit den großartigen erreichbaren Zielen vor Augen, kämpften wir uns aber Kilometer für Kilometer weiter ins Hochland vor. Doch schon nach wenigen Kilometern passabler Strecke, kam wieder das nächste Hindernis. Dieses Mal war es eine Wasserdurchfahrt. Nach ausgiebiger Inspektion mit Gummistiefeln und Stativbein sind wir durchgefahren. Genauer gesagt Marie ist durchgefahren, unser Joker für die besonderen Momente.


Sieht total entspannt aus, das kleine Flüsschen war jedoch über 40 Zentimeter tief


Das war dann unsere erste Wasserdurchfahrt und schon bald sollte die nächste kommen.

Doch vorher machten wir eine kurze Rast an einem wunderschönen Flecken Erde.

Ein breites Tal mit eigentümlichen vulkanischen Felsformationen, schönen Bergen und einen idyllischen See.



Lange hielten wir uns nicht auf, schließlich wollten wir wenigstens noch den grünen Berg Maelifell erreichen. Wir fuhren also auf der sehr engen F210 weiter durch die schönen versteinerten Lavafelder, immer mit dem Stoßgebet gen Himmel, dass bitte kein Gegenverkehr kommen möge. Der kam glücklicherweise auch nicht, doch schon bald wurden wir wieder gestoppt. Ein Fluss wurde zu unserem Hindernis.



Schnell waren wieder die Gummistiefel angezogen und das Stativbein in der Hand, doch nach kurzer Begutachtung schüttelte ich den Kopf. Große Steine im Flussbett und Wasser über 50 Zentimeter Tiefe. Für unser Auto ein ziemlicher Grenzfall. Könnte gut gehen, könnte aber auch schiefgehen. Im isländischen Nirgendwo abseits jeglicher Zivilisation, wohlwissend, dass Wasserschäden nicht Bestandteil der Autoversicherung, fiel meine Risikoabwägung allerdings negativ aus. Ich würde da nicht durchfahren und tat meine Einschätzung entsprechend kund.

Schnell entbrannten im Auto hitzige Diskussionen, ob wir durchfahren sollten oder nicht. Das erste Mal hatten wir in unserer sonst so harmonischen Gruppe mal einen echten Disput. Marcel und ich nahmen dabei Team Vorsicht ein, Marie Team Mut/Optimismus, Claudia und Flo Team Ich gehe jede Entscheidung mit.

In diesen Momenten ärgert man sich auch, dass man nicht doch ein paar Euros mehr in die nächst robustere Fahrzeugklasse investiert hat. Aber nun stand man hier mit dem Kia Sorento. Unveränderlich. Also galt es diese Realitäten zu akzeptieren. Wir drehten um.


Dieser kleine Zwischenfall sollte unsere Gruppe aber nicht nachhaltig erschüttern. Claudia würde sagen, wir haben unsere Bindungen über die Jahre ausreichend gefestigt, als das uns dieser Disput irgendwie als Gruppe aus der Bahn hätte werfen können.

F210 - mitunter eine triste Angelegenheit


Wir fuhren die F210 also auf dem selben Weg wieder zurück. Durch das selbe Wasser, über die selben Huckel und Steine. Um wenigstens ein bisschen Abwechslung nach einem eher frustierenden Tag zu haben, fuhren wir in eine kleine Nebenstraße, die sich schnell im Gelände verlor. Wir wollten zu einem hübschen kleinen Wasserfall und vorgelagerten Fluss.



Wirklich schön dort und da wir eh nichts mehr vor hatten, blieben wir dort eine ganze Weile. Zeit für mich, sich die Fels- und Vegetationsstrukturen mal genauer anzuschauen.


Aber meinen Blick zog es immer wieder hin zu dem hübschen Flussbett.

Irgendwie hatte ich noch randlich bemerkt, dass die Mädels und Flo schon zur F210 zurückgefahren sind. Marcel irrte wohl wie ich noch entlang des Flusses herum.

Jedenfalls bekamen wir Bescheid, zur F210 zurückzulaufen. Dort angekommen ist es gerade vor unseren Augen passiert. Ein wirklich sehr kleiner Stein ("a very little stone", Zitat: Marie Richter, 2024) erhob sich von der Straße und drückte frecherweise gegen unseren Unterboden. Sofort leuchtete die Motorkontrolleuchte auf. Eine Fehlermeldung zeigte sich, das UREA-System sei defekt. Wir sollten bitte eine Werkstatt aufsuchen.

Unser mitreisender KFZ-Mechaniker Marcel machte nicht gerade Mut, als er kundtat, dass das Auto wohl bald ausgehen würde.

Nun denn, jetzt hatten wir den Schlamassel. Schon ein paar Mal leicht aufgesetzt, hatten wir diesmal kein Glück. Jetzt galt es, schnell wieder die Zivilisation zu erreichen, bevor der Kia schlapp machen würde.

Noch auf der F210 zeigte unser Auto eine weitere Meldung an, nach der wir bis zur Abschaltung noch 800 Kilometer fahren können. Sehr netter Service, danke Kia! 800 Kilometer reichen sogar für Island.

Leichte Entspannung machte sich breit.


Wir erreichten schließlich wieder die Zivilisation. Im größeren Ort Hella machten wir einen Stopp. Marie nutzte die Pause umgehend für den erforderlichen Anruf beim Autoverleih. Ein freundlicher Mitarbeiter aus dem Homeoffice meldete sich und beorderte uns nach einiger Zeit zur örtlichen Werkstatt in Hella. Da wir aber bis dahin noch einige Zeit hatten, begaben wir uns zum örtlichen Wasserfall Ægissíðufoss. Ganz hübsch für Zwischendurch.

Nach diesem kurzen Ausflug fuhren wir unmittelbar zur Werkstatt in Hella. Dort kam nach kurzer Wartezeit ein - gemessen an isländischer Freundlichkeit - bestens gelaunter KFZ-Meister aus dem Feierabend, um sich unser Auto anzuschauen.

Marie erklärte dem KFZ-Meister umgehend, was wir erlebt hatten und wie little der stone tatsächlich war. Bei der gemeinsamen Begutachtung wurde der stone noch ein wenig littler. Der KFZ-Meister lächelte höflich und dachte sich bei Maries Worten wohl seinen Teil.

Jedenfalls waren die Leitungen am Unterboden komplett zusammengedrückt, der Unterboden regelrecht aufgerissen. Das wir mit dem Auto überhaupt noch so lange fahren konnten, war großes Glück.

Großes Glück war auch, dass wir eine Unterbodenversicherung abgeschlossen hatten. So verlief die Begutachtung und Abgabe unseres Autos und die Bereitstellung eines Ersatzautos vollkommen stressfrei und vor allem kostenlos. An dieser Stelle sei auch mal Werbung erlaubt. Mit Blue car rental hatten wir wie schon im Vorjahr (Reifenpanne) sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Schadensabwicklung lief erneut überaus professionell und schnell. Große Empfehlung!


Bevor der KFZ-Meister wieder in den Feierabend schlenderte, versicherte er uns, dass wir es mit dem Auto noch zu unserer Unterkunft schaffen würden. In der Nacht oder spätestens am nächsten Morgen würden wir dann unser neues Auto erhalten.

Tatsächlich erreichten wir auch reichlich emotional ermüdet unsere Unterkunft.


Dieser Tag war wild!


Bis demnächst!













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