Tag 2 - 17.08.2024
Guten Morgen Island!
Doch bevor es in den neuen Tag geht, muss ich doch nochmal auf den gestrigen Abend eingehen.
Denn es wurde zunächst einmal die Zimmeraufteilung beschlossen. Natürlich verweigerten sich die Mädels erwartungsgemäß einer bunten Durchmischung der Zimmer. Wie übrigens auch später beim Tabu-Spiel, also blieben wir Jungs halt unter uns.
Schnell sicherte ich mir Flo als Zimmerpartner, der unter den anwesenden Optionen nachts die wenigsten Dezibel erschnarchte. Ungeachtet dessen, dass sich die Mädels ihr eigenes privates Zimmer gesichert haben, waren sie doch überraschend interessiert an den Gesprächen aus dem Jungszimmer, wie Flo und ich uns am nachfolgenden Morgen anhören durften. Da wurden laut und lustig ausgewertet, dass wir uns wie ein altes Ehepaar unterhalten und den Tag so schön ausgewertet hätten. Dabei haben wir uns ganz normal und vor allem leise unterhalten. Hingen die Mädels mit ihren Ohren an der Wand?! Liebe Leserinnen und Leser, jetzt mal Butter bei die Islandfische, was ist an Männergesprächen jetzt so besonders? Vielleicht versteht ihr es? Schreibt es gern in die Kommentare! Jedenfalls wurde das zum Running Gag unseres Urlaubs, stets nahe an einer Vorstufe zum Mobbing.
So, aber jetzt erstmal genug vom Vorabend. Schließlich hatte ein neuer Islandtag begonnen, ein Tag voller Erlebnisse!
Island begrüßte uns mit einem wirklich tollen Sonnenaufgang ausgesprochen freundlich. Hätte man es am Vorabend ahnen können, wären wir sicherlich irgendwo hingefahren. Aber so blieb nur das Fotografieren an der Unterkunft. Noch im Schlafanzug schleppte ich mich und die Kamera raus auf die Terasse und begann zu knipsen. Sah echt schick aus, dachte ich mir und die Müdigkeit zog so schnell von dannen wie die bunten Farben am Himmel.
Farbenfrohe Ausblicke von der Terasse unserer Unterkunft
Recht durchgefroren, aber mit ersten guten Bildern im Gepäck ging es wieder in die warme Stube zurück.
Dort wurde bereits fleißig mit der Vorbereitung des Frühstücks begonnen. Doch wer einen schönen Duft aus Kaffee und frisch aufgebackenen Brötchen erwartete, wurde enttäuscht. Ich hatte ja bereits in meinem ersten Beitrag von einem müffelnden Haken gesprochen, den unsere Unterkunft hatte und ja, am frühen Morgen offenbarte sich unser Geruchsproblem dann in der vollen Pracht. Das ganze Haus roch aus dem Badezimmer kommend nach faulen Eiern. Der Grund: Das Trinkwasser ist auf Island häufig schwefelhaltig. Gesundheitlich unbenklich, jedoch mit dem kleinen Makel versehen, dass das Wasser eine intensive schwefelhaltige Duftnote verströmt, sobald es erwärmt wird. Und das passiert halt zum Beispiel beim Duschen, im Hot Tub oder beim Tee kochen.
Man muss sagen, so lästig es auch war, aber man gewöhnte sich recht schnell daran und dieser kleine Makel sollte den überaus tollen Eindruck von unserer Unterkunft auch nicht schmälern.
Nach diesem kurzen Ausflug in die Welt isländischer Gerüche, überspringe ich mal das Frühstück und begebe mich mit euch direkt ins Auto zu unserem ersten Ziel, dem Þjófafoss. Ein hübscher großer Wasserfall, der von der asphaltierten Landvegur-Straße komfortabel über eine kurze Schotterstraße erreichbar ist. Dieser Wasserfall ist auch kein Touristen-Hotspot, sodass wir bis auf zwei Camper, die gerade aufgebrochen waren, die isländische Landschaft in Ruhe alleine genießen konnten.
Bild links: Þjófafoss mit der Hekla (Vulkan) im Hintergrund, Bild rechts: Þjófafoss mit dem Búrfellsskógur im Hintergrund
Wie ihr seht, bin ich auch mit der Drohne geflogen, auch wenn mir bezüglich Wind ein wenig unwohl war. Aber für ein paar Aufnahmen aus der Luft und ein Panorama hat es gereicht.
Der Wasserfall an sich war ja bereits ein sehr schönes Motiv. Spannend fand ich jedoch auch die flussbegleitenden Felsstrukturen, die mitunter sehr bizarr wirkten und schöne Hell-Dunkel-Kontraste boten.
Auch die Hekla, einer der größten Vulkane Islands und zum Teil vergletschert, weckte mein Interesse. Und in diesem Moment war ich wieder froh, mein 500mm-Objektiv dabei zu haben. So kam ich richtig nahe an die großartigen Eis-Fels-Wolken-Strukturen des Berges ran. Aufgrund der starken Kontraste bot sich eine Schwarz-Weiß-Ausarbeitung hier förmlich an.
Die Hekla mit ausgeprägten Eis- und Schneefelder auf dem dunklen Vulkangestein
Nach etwa halbstündigem Fotostop am Þjófafoss ging unsere Reise weiter und wir tauchten immer tiefer in die surrealen isländischen Landschaften ein. Unser nächstes Ziel sollte der Rauðaskál, ein farbenfroher Vulkankrater nahe der Hekla sein. Dazu begaben wir uns auf die erste F-Road (F 225 Richtung ) unseres Urlaubs. F-Roads sind die Hochland-Bergstraßen in der Inselmitte. Sie sind bestenfalls geschottert, recht schmal und nur mit 4x4 zu befahren. Aber sie lohnen sich. Ein Island-Urlaub ohne F-Roads ist wie Pommes ohne Salz. Das passt einfach nicht.
Wir erreichten nach etwa 1-stündiger ruckeliger Fahrt den Parkplatz am Rauðaskál-Krater. Von unten konnte man den Krater jedoch nur erahnen, also holten wir unsere Drohnen raus und flogen los. Und was soll man sagen? Aus 119,99+x Metern ergaben sich wirklich fantastische Aufnahmen vom Krater. Immer wieder, wenn ich auf den Controller der Drohne guckte, musste ich mich innerlich kneifen. War ich noch auf dem Planet Erde oder doch schon längst woanders?
Rauðaskál-Krater (Drohnenaufnahme)
Aus der Luft betrachtet war die Gegend um den Krater und der Hekla einfach ein großer Spielplatz. Egal in welche Richtung man fotografierte und egal, ob man die weite Landschaft erfasste oder deren Details.
Doch nicht genug, den Krater von unten zu fotografieren. Schließlich führte die Straße ja auch hinauf. Und dafür hatten wir mit Marie unsere Fahrerin für die besonderen Momente dabei, die sich sogleich das Auto schnappte und den Motor startete. Angetrieben durch Diesel, Mut und Selbstbewusstsein, quälte sich unser Kia Sorento die steile Kraterstraße hinauf und wir erreichten unser Ziel.
Einfach episch, dort oben mit dem Auto zu stehen. Vollkommen alleine, in einer Landschaft nicht von dieser Welt.
Von dort oben ergaben sich dann nochmal ein paar andere Perspektiven.
Diese eindrucksvollen Erlebnisse konnten wir auf der langen Fahrt zu unserem nächsten Ziel erstmal sacken lassen. Wir begaben uns vom kargen Hochland auf den Weg an die isländische Südküste zum Fährhafen Landeyjahöfn, um auf unsere Abfahrt auf die Inselgruppe Vestmannaeyjabær zu warten.
Wir waren etwa anderthalb Stunden vor Abfahrt am Fährhafen angekommen. So konnten wir eine stressfreie Pause an der Atlantikküste einlegen, in aller Ruhe unser Proviant essen und gedankenverloren der Brandung zuschauen bis sich unsere Fähre dem Hafen näherte.
Brandung mit Blickichtung Vestmannaeyjabær
Kurz bevor die Fähre den Hafen erreichte, reihten wir uns mit unserem Auto in die Warteschlange ein. Schnell wurden die Tickets gescannt und wir konnten auf die mittlerweile bereitstehende Autofähre fahren.
Die Überfahrt zur Inselgruppe Vestmannaeyjabær gestaltete sich komfortabel, wenn auch mit leichtem Seegang behaftet. Zur Stärkung gönnte ich mir erstmal eine Portion Pommes, bei denen ich bis heute noch nicht weiß, ob sie aus Kartoffeln oder Gummi waren.
Während ich die letzten Pommes aß, ruppte Marie mit einem beispiellosen Kraftakt die Tür zum Außendeck auf und holte schnell ihre Fotosachen. Sie rief Wal, Wal!
Ehe ich zum letzten Schluckvorgang angesetzt hatte, war schon eine Traube hysterischer Frauen und ihrer Kinder um die Tür versammelt, die versuchte die durch den Unterdruck fest verschlossene Tür aufzubekommen. Ich half, wo ich konnte und gemeinsam bekamen wir sie auf. Natürlich war der Wal dann weg, als wir nach draußen kamen. Klassiker!
Aber nicht traurig sein, wir näherten uns immer mehr der Inselgruppe und schon bald zeigten sich die ersten Papageientaucher, die nahe der Küsten auf dem Meer fischten. Diese Papageientaucher waren auch der Grund, warum wir uns überhaupt auf den Weg zur Insel begaben. Wir hofften, an den Steilküsten trotz fortgeschrittenen Sommers noch den einen oder anderen Vogel sichten zu können. Dass sie noch entlang der Küsten fischten, nährte unsere Hoffnungen diesbezüglich.
Nach einer etwa 45-minütigen Fahrt erreichten wir die Hauptinsel der Vestmannaeyjabær-Islands und fuhren sogleich mit dem Auto los. Unser erstes Ziel waren aber nicht die Papageientaucher sondern der Elephant-Rock. Ein Felsen, der aussieht wie ein Elefant.
Joa, ich sag mal so, das ist ein Motiv, was man mitnehmen kann aber nicht muss. Das Hauptmotiv war sogar derart unauffällig, dass Marcel und ich sogar den falschen Elefanten fotografiert hatten, wie wir uns hinterher anhören durften. By the way: Schöner als dort unmittelbar an der Küste, kann man wohl nicht Golf spielen.
Wir waren jedenfalls glücklich, jetzt weiter zu den Papageientauchern fahren zu können. Schließlich war unsere Zeit auf der Insel begrenzt. Etwa anderthalb Stunden blieben uns für die exotischen Vögel.
Und schon bald zeigten sich diese faszinierenden Vögel, wie sie sich sicher und filigran entlang der Klippen bewegten.
Ups, sorry, das waren die anderen Vögel. Jetzt kommen aber die richtigen.
Die Papageientaucher beobachten und fotografieren zu dürfen, wird definitiv auf ewig ein Highlight der Reise bleiben. Man könnte diesen putzigen Gesellen einfach stundenlang zuschauen und es würde nie langweilig werden. Zu spannend sind insbesondere ihre sozialen Interaktionen untereinander.
Neben der Vogelfotografie blieb auch die Zeit, dass eine oder andere Küstenfoto aufzunehmen.
Mit vielen imposanten Eindrücken und dem guten Gefühl, ein absolutes Wunschmotiv auf die Speicherkarte gebannt zu haben, ging es wieder zurück zum Auto und wir fuhren zurück zum Hafen. Schon bald legte unsere Fähre an und wir waren wieder auf dem Schiff. Nachfolgend lasse ich euch mit ein paar Eindrücken von der Inselgruppe Vestmannaeyjabær und der Schifffahrt noch ein wenig im isländischen Süden verweilen. Ein ereignisreicher Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen.
Wir verließen die Fähre und machten uns erschöpft aber glücklich auf dem Weg zu unserer Unterkunft. Zurück bleibt ein Tag voller Eindrücke von faszinierenden Landschaften und wohl schönsten Vögeln des Nordens. Glücklich schliefen wir nach einem guten Essen und einer Runde Hot Tub ein.
Bis demnächst!
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