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Fotografische Ziele treffen die Realität

Autorenbild: Christian NoahChristian Noah

Wenn man in die Natur fährt, um zu fotografieren, macht man das meist aus einem ganz bestimmten Grund. Man hat in der Regel ein bestimmtes Motiv im Kopf und sich ein Ziel gesetzt, dieses zu erreichen. Es nicht zu erreichen führt oft unmittelbar zur Enttäuschung. Aber muss das sein?


Ein warmer und sonniger Juliabend. Libellen sollten es mal wieder werden. Gesagt - getan, die Sachen waren schnell gepackt und ich bin zur Ohre gefahren.


Was ist die Ohre werdet ihr euch jetzt fragen?

Die Ohre ist ein kleiner recht naturnaher Fluss, der im Landkreis Gifhorn entspringt und von West nach Ost durch den Drömling führt und später in die Elbe mündet. An der Ohre kann man gut Libellen fotografieren und in der Dämmerung die Fischotter beobachten. Dementsprechend fiel meine Objektivwahl aus. Das 105er Makro und das 200-500mm Teleobjektiv sollten es sein. Man muss ja auf alle Fälle vorbereitet sein.

Angekommen - Ansitz gefunden - Warten


Nun bin ich da und habe ein schattiges Plätzchen am gemütlich fließenden Wasser gefunden. Ich nehme die Eindrücke wahr. Die Libellen fliegen, die Vögel zwitschern, der Wind raschelt durch die Blätter der uferbegleitenden Weiden. Die Sonne scheint durch das dichte Laub und wirft den einen oder anderen Lichtstrahl in das schattige Gewässer. Kurz und knapp: Das scheinen die perfekten Bedingungen zu sein.


Motiviert durch die Eindrücke, suche ich nun geeignete Ansitzwarten für die fliegenden Libellen. Schnell habe ich etliche gefunden. Ich denke mir: "Da müssen sie doch hinfliegen und landen!".

Der ideale Landeplatz, meint der Fotograf.

Das Stativ ist aufgebaut, die Kamera ausgerichtet und die Einstellungen passen. Nun können sie kommen, die Libellen. Eine nach der anderen sehe ich genau dort landen. Ich überrasche euch sicher nicht, wenn ich jetzt schreibe, dass keine einzige Libelle wunschgemäß gelandet ist. Auch an meinen anderen auserkorenen zauberhaften Sitzwarten, ließ sich kein Exemplar nieder.


Wunsch trifft Realität - Was nun?


Nun ist man dort und sieht die fotografischen Ziele buchstäblich im Wasser des Flusses langsam davonschwimmen. Was nun? Das Equipment zusammenpacken und mit einem Gefühl der Enttäuschung nach Hause fahren? Für mich kommt das nicht in Frage!


Schnell widme ich mich den Details, die ich an dem Gewässerabschnitt wahrnehme. Die sonnenbeschienenen Weidenblätter, die im Schatten stehende Brennessell, die Spiegelungen im Wasser. Ein Impuls spontaner Kreativität steigt in mir auf, vollkommen unklar, wo er mich hinführen würde. Aber ich lasse mich treiben und folge im Sucher nur dem Flussverlauf. Ich bleibe dort hängen, wo ich es spannend finde, das ursprüngliche Ziel des Abends gänzlich vergessen.


Fesselnd fand ich in dieser Situation die Licht-Schatten-Verhältnisse, vollkommen unabhängig von einem klaren Motiv und Schärfe. Ich wollte nur diese Licht-/Schattenstimmungen festhalten.


Nachfolgend seht ihr die Ergebnisse des Abends.

Besonnte Uferbereiche wechseln sich mit schattigen ab und spiegeln sich im Wasser.

Was bleibt von diesem Abend?

In erster Linie die Erkenntnis, dass der Mensch die Natur nicht beherrscht und nie beherrschen wird. Wir können nicht darüber bestimmen, wo sich ein Lebewesen hinsetzt oder ob im Moment des Fotografierens die Sonne scheint.

Und das, meine lieben Mitleser, ist gut so. Verdammt gut!

Aber wir können eines - Wir können uns guten Gewissens auf unsere Kreativität verlassen. Dort, wo die eine Tür zugeht, öffnet sich sofort eine neue. Man muss nur durch gehen. Diese Aussage mutet wie eine abgedroschene Phrase an, enthält im Bereich der Naturfotografie aber sehr viel Wahres.

Lasst gerne hier in den Kommentaren oder auf Instagram ein Feedback da und teilt eure Gedanken mit mir. Würde mich sehr freuen.

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